Frust oder „Riesenchance“?: Deutschlands großer Sommer-Test für Busse und Bahnen
Die Fahrgäste
Die 9-Euro-Tickets seien eine „Riesenchance“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Die Anbieter könnten nun zeigen, was der ÖPNV alles kann. Und die Bürger könnten in Sachen Mobilität etwas Neues ausprobieren.
Tatsächlich lautet die Hoffnung, dass viele mit einer 9-Euro-Flatrate in der Tasche überhaupt einmal auf den Gedanken kommen, zum Beispiel mit dem Bus zum Kino zu fahren – ohne Suche nach der richtigen Ticket-Tarifzone und einem Parkplatz in der City. Für Stammkunden mit Monats- und Jahresabos bedeutet die Billigaktion drei Monate Entlastung von höheren Kosten.
Hunderttausende 9-Euro-Tickets sind bereits verkauft. Wie oft die Menschen damit fahren, wie weit, zu welchen Uhrzeiten – das ist alles ungewiss. Voll dürfte es vor allem im Berufsverkehr werden, wenn in Ballungsräumen ohnehin häufig Gedränge herrscht – und an Wochenenden in schon jetzt oft vollen Zügen zu Ausflugszielen.
Wie viele Kunden dazu kommen? „Wir haben keinen blassen Schimmer“, meinte kürzlich der Chef der Bahn-Regionaltochter DB Regio, Jörg Sandvoß. Zu rechnen sei wohl mit 30 Millionen Ticketnutzern pro Monat, hieß es beim Verband der Verkehrsunternehmen (VDV). Das sei aber nur eine Schätzung.
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Die Marktforscher
Um Einstellungen der Fahrgäste zu erfragen, haben Bund und Länder eine zentrale Evaluierung vereinbart, wie das Verkehrsministerium mitteilte. Diese Auswertung läuft über den VDV. Die Branchenorganisation hat Marktforscher mit Umfragen beauftragt. In drei Wellen sollen repräsentativ ausgewählte Bürger während der Aktion telefonisch und online befragt werden, etwa wie oft sie das 9-Euro-Ticket nutzen und wie weit sie damit fahren.
Befragungen in Bussen und Bahnen soll es für diese Auswertung hingegen nicht geben. „Es geht uns nicht nur um die Kunden, sondern auch um die Nicht-Kunden“, begründete dies ein Verbandssprecher. Herausfinden will die Branche außerdem, wie das Bus- und Bahnfahren den Menschen gefallen hat.

„Spannend ist die Frage: Wie viele Kunden sind zurückgekehrt und wie viele bleiben?“ Erste Ergebnisse sollen während der Aktion veröffentlicht werden. Darüber hinaus können die Länder und Verkehrsverbünde auch noch selbst vor Ort Marktforschung machen.
Das Bahn-Personal
Vollere Züge, das kann ebenso heißen: überquellende Papierkörbe, Abfall unter den Sitzen, verdreckte Toiletten. Die Bahn verstärkt nach eigenen Angaben ihre Reinigungsteams und lässt auch unterwegs Müll einsammeln. Die Instandhaltung in den Werkstätten werde ebenfalls verstärkt.
Published at Sun, 29 May 2022 12:12:57 +0200